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Redebeitrag der Jugendantifa Halle

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Sachsen Anhalt – Ort der Unholde
Seit nun fast einem Jahr finden im altmärkischen Dorf Insel regelmäßig Demonstrationen gegen zwei wegen Vergewaltigung verurteilte Männer statt. Sie zogen in den Norden von Sachsen-Anhalt, in die knapp 400 Seelengemeinde Insel, nachdem sie aus der Sicherungsverwahrung entlassen wurden, welche der Europäischen Gerichtshof für unrechtmäßig befand.
Die beiden Männer, welche wahrscheinlich wirklich an das gesellschaftliche Ideal einer Resozialisierung glaubten, hatten die Rechnung nicht mit einer Dorfgemeinschaft, einem Innenminister und einer Justizministerin gemacht, welche zwar von Resozialisierung, Recht und Strafe sprechen, aber sie nach Belieben jeweils unvermittelt neu interpretieren wollen. Sie zogen in einen Ort, wo die Gesellschaft nicht vorhanden war, sondern nur die Gemeinschaft. Eine Gemeinschaft die von Resozialisierung fremder sexueller Straftäter nichts hält, Demokratie mit affektgeladener Zusammenrottung des Volkes verwechselt und Strafe nur als gerecht ansieht, wenn sie dem willkürlichen Urteilsspruch des Mobs unterliegt und dessen Zorn befriedigt.

Dorfgemeinschaften zeichnen sich bekanntlich durch Unmittelbarkeit im Sozialen und Verachtung von rechtsstaatlichen Überzeugungen aus. Das Zusammenleben wird oft über die Überreste der Familienbanden und dem Recht der Stärkeren geregelt. Fährt man in die Provinz findet man schnell die zwei – drei Familien die als das Herzstück dieser Dörfer fungieren. Dazu gesellen sich solche Institutionen wie die Freiwillige Feuerwehr, Fußballverein, Heimatverein und der Treckerverein, alle geführt vom jeweiligen Ältestenrat. Geregelt wird alles intern über den Gartenzaun oder über die Rauferei am Abend nach dem Fußballspiel.
Das Nachbardorf gilt schon als Feind, die nächste Stadt als Hochburg des Teufels und die großen Weltstädte als Tor zur Hölle. Darum muss jeder Fremde der etwas von dieser Welt in die Idylle bringt, abgewehrt werden.

Als wäre es nicht schon schlimm genug in einem Dorf wie Insel leben zu müssen, oder dort gar einen Wiedereinstieg in die Gesellschaft zu versuchen, rottete sich nun die Dorfgemeinschaft vor dem Haus der beiden Männer zusammen. Die dauerhafte Belagerung des Wohnsitzes, dass ständige Drohen und die Forderung nach Todesstrafe und Kastration sind Ausdruck des Wunsches nach erneuter und permanenter Bestrafung.

Erstaunlich wie die Dorfbewohner aus ihrer Lethargie erwachten und einen mittlerweile 1 Jahr währenden Dauerprotest mit Demonstrationen, Häuserstürmungen und Drohungen auf die Straße tragen. Abgesehen davon, dass der Großteil dieser Dorfbewahrer noch vor 7 Jahren eine im Ort geschehene Vergewaltigung verharmloste. Auch kein Problem hat das Dorf mit einem Feudalherren, welcher Rentner betrog und auch nicht in Aktionismus oder Angst verfiel, genauso wenig seine Gefolgschaft, Angesicht der 58 registrierten Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung im Jahr 2011 im Raum Stendal.

Da die Gewalt in den meisten dörflichen Gemeinschaften zum schlichten Alltag gehört, muss sie um den Schein der Idylle verdrängt bzw. bagatellisiert werden. Denn Gewalt im ländlichen Gebiet ist allgegenwärtig, seien es die Keilereien der Dorfjugend bei den Osterfeuern und Fußballspielen, als verdeckte Form des permanenten sozialen Drucks oder bei den Hetzjagden der Neonazis.

Es ist die Thematik des Sexuellen, die das Fass zum überlaufen bringt. Das Sexuelle, was in solchen Dörfern noch stärker ins Heimliche und Unsagbare verdrängt wird als in den Städten besitzt somit eine um so größere Sprengkraft des sozialen Scheins. Darum wird wild um sich geschlagen um nicht daran erinnert zu werden. Deshalb will das Dorf sich vor den Sexualstraftäter schützen. Sie haben Angst vor dem was auch bei ihnen tagtäglich passiert, aber nicht benannt wird. Die beiden Männer sind die konkrete Repräsentation der erlittenen Demütigungen im Alltag.
Die Inseler Bürgerinitiative inszeniert sich mit den Opfern solidarisch, jedoch ist sie es weder mit den konkreten noch mit den potentiellen Opfern, viel mehr will sie darüber nur ihre eigene Ängste, Wünsche und Beklemmungen zum Ausdruck bringen.

Die Inseler Dorfgemeinschaft zwingt selbst den Souverän vor Ort, so scheint es in die Knie. Während die Grenzen auf lokaler Ebene verschwimmen und rechtsstaatliche Prinzipien im Vereinslokal neu verhandelt werden, biedert sich die Landesregierung der Tyrannei der Mehrheit an. Aber wen interessieren schon die Inseler Zustände?
Die auswärtige Zivilgesellschaft, unter anderem der Miteinander e.V. sah eher die Beteiligung der Neonazis, die Forderungen nach Todesstrafe und lediglich die versuchte Hausstürmung für Problematisch. Den eigentlichen Vorgängen in Insel bescheinigte sie bereitwillig eine Berechtigung. Jedoch war der Skandal in Insel nie die Beteiligung der Neonazis am Konflikt sondern nur dessen Konsequenz.
Die Neonazis sind meist nur der konkrete gewaltsame Ausdruck dessen, was in den dörflichen Idyllen Sachsen Anhalts sowieso gedacht wird. Nun versucht aber der Demokratieverein Miteinander e.V. seit einer guten Dekade verzweifelt wie erfolglos Sachsen Anhalt zu demokratisieren. Gelingt es ihm teilweise in den zwei drei größeren Städten einen Schein von öffentlicher Zivilgesellschaft ein bis zweimal im Jahr aufzubauen, versagen ihre Bestrebungen im ländlichen Gebiet vollständig.
Über ein staatlich orientierten Verein gegen Rechtsextremismus sind sie nie wirklich hinaus gekommen, was schlicht weg mit der Realität in Sachsen Anhalt zu tun hat. Dennoch lügen sie sich in die Tasche und hoffen auch in den Regionen Erfolg zu haben, wo an einem solchen Erfolg am allerwenigsten die dortige Bevölkerung interessiert ist: Altmark, Jerichower Land, Harz, Burgenlandkreis ect. ect.. Sie unterscheiden immer wieder zwischen den bösen Neonazis und den belehrbaren Anderen. So geschehen im Fall Insel.
Auch Miteinander befindet es als legitim, dass sich das Dorf „schützt“, muss dies jedoch durch ihren demokratischen Anspruch mit dem vorhandenen Recht der beiden Männer ins Verhältnis setzen. Deshalb fordern sie einen Ausgleich, wo es keinen geben kann. Miteinander möchte dennoch einen. Der Verein will sich damit sympathisch machen, für eine unsympathische Gruppe. Das tut er mit dem guten Wissen, dass weder der Zuspruch für Demokratie und Rechtsverhältnisse noch der Verweis auf Menschlichkeit beim Großteil der Inseler fruchten würde.
Miteinander und die Landespolitiker wollen ihre Vorstellung von einer „demokratischen Kultur“ in Sachsen Anhalt retten, deshalb trennen sie so haarscharf, wo man eigentlich nicht trennen kann. Und Miteinander lässt sich zu der in seinem Offenen Brief an die Insulaner wohl lustigsten Stelle hinreisen: „Durch Ihre Billigung der Teilnahme von Neonazis an einer solchen Protestveranstaltung hat die demokratische Kultur Schaden genommen. “ Fragt sich nur welche demokratische Kultur in Insel und Umgebung Schaden genommen haben soll? Und was uns der Verein Miteinander eigentlich mit seinen Floskeln von Demokratie sagen möchte? Weder in Pretzien, Laucha oder Insel hat die demokratische Kultur Schaden genommen, da diese erst einmal in solchen Regionen irgendwie etabliert werden müsste. Nach den permanenten Dialogangeboten und Zugeständnissen der Landesregierung an die Inseler Bürgerinitiative und dem Agieren mancher Teile der Zivilgesellschaft zu schließen, ist das sachsen anhaltinische Verständnis von demokratischer Kultur wohl der reinste Schrecken.

Gegen dörfliche Umtriebe und demokratische Miteinaderphrasen!

Jugendantifa Halle


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